Ein Zugunglück mit einer großen Zahl an Schwerverletzten und Toten. Eine erfolglose Reanimation nach einem Herzinfarkt. Egal ob Großschadensereignis oder Katastrophe „im Kleinen“ – Menschen, die sich in extremen Situationen befinden, bedürfen einer besonderen Betreuung.
Alle Mitarbeiter:innen des Kriseninterventionsdienstes haben neben ihrer Schulung in Erster Hilfe eine spezielle Ausbildung – „Krisenintervention im Rettungsdienst“ – abgeschlossen.
Der Lehrstoff umfasst u.a.: Grundlagen der Psychotraumatologie, Kommunikation in Notfallsituationen, richtiger Umgang im Stress-, Krisen- und Konfliktmanagement sowie Begleitung und Betreuung Angehöriger nach belastenden Ereignissen.
In diesem 64-stündigen Lehrgang wird neben der Vermittlung von theoretischem Wissen viel Wert auf die praktische Anwendung des Gelernten – in Form von „Rollenspielen“ – gelegt.
Selbstverständlich kann man bei einer „nur“ 64 Stunden dauernden Schulung nicht zur psychosozialen Fachkraft ausgebildet werden. Aber das ist auch nicht das Ziel dieses Lehrgangs.
Die wichtigste Aufgabe der Mitarbeiter:innen eines Kriseninterventionsteams ist es, für Betroffene und Angehörige Zeit zu haben, zuhören zu können, diese Menschen nicht in den ersten Minuten und Stunden nach einem belastenden Ereignis allein zu lassen und im persönlichen Gespräch für sie da zu sein.
Die KIT-Mitarbeiter:innen helfen dabei, eigene Bewältigungsmöglichkeiten für das Geschehene zu finden. So sind etwa Schuld wie auch falsche Schuldgefühle eine große Belastung für die Beteiligten bei einem Verkehrsunfall mit Todesfolge. Ebenso benötigen viele Angehörige nach der Übermittlung einer Todesnachricht durch die Exekutive seellischen Zuspruch, denn auch die Benachrichtigung von Freunden und Verwandten stellt vielfach eine enorme Belastung dar.
Hier helfen die KIT-Mitarbeiter:innen, mögliche Unsicherheiten zu überbrücken und eine „normale“ Trauerarbeit vorzubereiten.
Reicht diese Hilfe nicht aus, kann durch die enge Zusammenarbeit mit psychosozialen Diensten und anderen Hilfsdiensten – wenn nötig – der Kontakt zu PsychologInnen und Einrichtigungen, die eine professionelle Weiterbetreuung bieten, rasch vermittelt werden.
Die Gasexplosion in Wilhelmsburg wurde von Dr. Franz Holzhauser vom ASBÖ NÖ im Jahre 2000 zum Anlass genommen, eine umfassende psychosoziale Betreuungsgruppe aufzubauen. Das Angebot umfasst die Betreuung von Mitarbeiter:innen, Notfallpatient:innen und Angehörigen.
Einsatzkräfte, beispielsweise Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei sind daran gewöhnt, mit alltäglichen Belastungen umzugehen. Als Qualifikationsanforderungen für Rettungsdienstmitarbeiter:innen wurden vor nicht allzu langer Zeit die ausreichende Muskelkraft, gute Fahrkenntnisse und eine „dicke Haut“ definiert. Bis heute ist auch unter Rettungsdienstmitarbeiter:innen der Mythos vom unverletzbaren Helden weit verbreitet.
Und doch wird das Personal manchmal mit Ereignissen konfrontiert, die ihre eigenen Bewältigungsmechanismen überfordern. Diese besonders belastenden Ereignisse können kurzfristige Reaktionen (Schlafstörungen, ständiges Erinnern an den Vorfall) bis hin zu Übelkeit, Erkrankungen und Problemen in Familie oder am Arbeitsplatz zur Folge haben. Diese Tatsache ist zwar bei allen Einsatzorganisationen hinlänglich bekannt, doch Stressbewältigung nach belastenden Einsätzen (SbE) war über Jahre nur ein Randthema, dem wenig Beachtung geschenkt wurde.
Seit dem Jahr 2000 wurde versucht, in den einzelnen Gruppen Mitarbeiter:innen für eine PEER-Ausbildung (Peer: Freund, Gleichrangiger) zu gewinnen. Peers sind psychosozial geschulte Mitarbeiter:innen, die nach belastenden Einsätzen als qualifizierter Gesprächspartner für Nachbesprechungen zur Verfügung stehen. In diesem Sinn hat sich die Rettungsstelle Groß Gerungs dieser Materie nicht verschlossen und bietet seinen überwiegend freiwilligen Mitarbeiter:innen Unterstützung an.
„Die Arbeit des KIT-Teams beginnt dort, wo die Arbeit der anderen Einsatzkräfte (Rettung, Arzt, Notarzt, Feuerwehr, Exekutive, ...) endet!“
Nicht nur für das Einsatzpersonal stellen Notfälle eine massive Belastung dar, sondern ebenso für Notfallopfer und deren Angehörige. Rettungsmannschaften kümmern sich vorrangig um die „sichtbaren“ Verletzungen der Patient:innen, und mit der Fahrt in das Krankenhaus endet deren Einsatz. Die Angehörigen werden mit ihren Gefühlen, Gedanken und Empfindungen nur allzu oft alleine gelassen. Um diesen Menschen auch eine weitere Hilfe nach Beendigung des Rettungseinsatzes anbieten zu können, stehen spezielle Kriseninterventionsteams (KIT) zur Verfügung, die sich um die psychische Betreuung kümmern, Informationen anbieten und beratend zur Seite stehen.
Das Kriseninterventionsteam des Samariterbundes Groß Gerungs betreut und unterstützt Menschen, die nach einem Notfallereignis unter starken seelischen Belastungen oder unter akutem psychischen Schock stehen. Die ersten MitarbeiterInnen des Samariterbundes haben im Jahr 2003 für diese Aufgabe eine spezielle Ausbildung abgeschlossen und sind seit dem 9. Februar 2004 rund um die Uhr erreichbar. Die Kooperation „Krisenintervention Waldviertel“ wird gemeinsam vom Roten Kreuz und vom Samariterbund getragen. Die Einsätze erfolgen in jedem Fall kostenfrei und anonym.
Die wichtigste Aufgabe der Mitarbeiter:innen eines Kriseninterventionsteams ist es, für Betroffene und Angehörige in den ersten Minuten und Stunden nach einem plötzlich auftretenden und besonders belastenden Ereignis Zeit zu haben, zuhören zu können, diese Menschen nicht alleine zu lassen und im persönlichen Gespräch für sie da zu sein. Dazu fehlt aber den Mitarbeiter:innen der Rettungsdienste, der Feuerwehren und der Exekutive nach dem eigentlichen Ende des Notfalleinsatzes die dafür nötige Zeit.